Nachlese – oder was vom Trip so hängen blieb

Knappe sechs Monate bin ich nun wieder zurück von meiner Tour und habe mich zwischenzeitlich auch ganz gut von den Folgen des Unfalls in Baku / Sumquavit erholt. Nach der etwas hektischen Ausreise aus Aserbaidschan (ich hatte ja nur ein 5-Tage-Transit-Visum und musste mein Motorrad samt einem Großteil der Ausrüstung in unbekannte Hände geben und in Baku zurücklassen) mittels Flug über Wien nach Frankfurt / Main nutze ich die ersten Tage, um mich etwas vom Stress zu erholen. Zwischenzeitlich hat mich das Arbeitsleben als auch der Alltag wieder voll eingefangen.

Das Motorrad ist am 10.06.2013, ziemlich genau 4 Wochen nach meiner Abreise aus Aserbaidschan, nach Zwischenstopps in Georgeien und Ungarn mit der Spedition in Ulm eingetroffen. Der Transport wurde über KTM Team Georgia organisiert und war nach meiner Auffassung eine etwas langwierige und extrem überteuerte Angelegenheit. Aber was bleibt einem anderes übrig, mir waren vor Ort die Hände gebunden und ich musste zum Rücktransport die erstbeste Möglichkeit ergreifen.
Auch die Formalitäten für den Zoll ließen auf sich warten, so wollte eine Beamtin des Zollamtes in Ulm das Fahrzeug erst persönlich begutachten um, nicht mal die noch montierten Koffer und Gepäckrolle einzusehen. Da wiehert der Amtsschimmel 😉 . Nach weiteren 7 Tagen Wartezeit konnte ich dann endlich die KTM in Empfang nehmen und mit einem Kleintransporter nach Aschaffenburg überführen.

Zuhause verschafte ich mir erstmal einen Überblick der entstandenen Fahrzeugschäden und musste leider feststellen, das es doch schlimmer ist als vor Ort gedacht. Gerade der aufwendige Vorbau mit der mehrteiligen Verkleidung ist schwer beschädigt worden, ebenso wie der unter der Verkleidung liegende Kühler. Alleine der Kühler, der durch den Aufprall verbogen und undicht wurde, kostet als KTM Ersatzteil knapp 550,– Euro 🙁

In den letzten Wochen wurde ich, gerade durch die Medien, sehr oft an den Aufenthalt in der Türkei erinnert, den ich ja als einen der positivsten Erlebnisse der ganzen Reise in Erinnerung habe. Wir haben in der Türkei sehr viele neue Freunde gefunden, ohne irgendwie inflationär mit dem Wort „Freunde“ umgehen zu wollen. Ich denke z.B. gerne an die Geschichte mit dem Radiointerview in Trabzon, ein unterhaltsames und einmaliges Erlebnis. Oder an unsere „Bikerfreunde“ aus Rize, die uns so freundlich und selbstverständlich aufgenommen hatten und deren Gastfreundschaft einen bleibenden Eindruck hinterlies.
Ich hatte ja bereits in einem meiner Reiseberichte erwähnt, dass wir in Rize den Leiter einer Sondereinheit der Polizei kennenlernen durften und an einem Abend in der örtlichen Polizeikantine zum Essen eingeladen wurden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er uns auf dem teils überdachten Innenhof der Kaserne einige schwere Einsatzfahrzeuge zeigte, die nach seinen Aussagen im Falle von Demonstrationen eingesetzt werden. Nun, nur wenige Wochen nach meiner Rückkehr nach Deutschland sehe ich ähnliche Fahrzeuge allabendlich in den Medien, im Einsatz gegen die türkische Bevölkerung, die gegen die rückwärts gewandte Politik Erdogans demonstriert. So schnell wird man von Erinnerungen eingeholt….

Wir sind in der Türkei nur auf freundliche Menschen getroffen, gerade die jugendliche Generation überraschte uns mit einer modernen, westlichen Lebensweise und Einstellung, ohne traditionelle Werte zu vergessen. Das diese Jugend sich, nach unserer westlichen Auffassung selbstverständliche Dinge wie  Wie schnell sich die Zeiten doch ändern…

Für den Sommer stand dann eigentlich noch eine Tour in den Mittelmeerraum an, genaueres war nicht geplant, sollte sich aber um eine 2 – 3 Wochen dauernde Reise handeln. Leider kam es wegen der anhaltenden gesundheitlichen Probleme aus dem Unfall nicht mehr dazu, so das ich nun meine ganze Energie auf ein neues Projekt im kommenden Jahr konzentrieren kann… natürlich wieder mit dem Motorrad.

Weiteres in wenigen Tagen auf diesem Kanal 😉