Warum ich Aserbaidschan nicht gut finde…..

… und Baku irgendwie doch mag…. 😉

Warum diese, auf den ersten Blick doch harte Wortwahl im Header? Ich denke es sind die Erlebnisse, die das eigene Bild von einer Reise, eines besuchten Landes oder darin lebenden Bevölkerung prägen. Und meine Erlebnisse mit oder in Aserbaidschan waren fast durchweg, na ja, bescheiden. Angefangen bei der allgegenwärtigen Korruption, über die meist unfreundlichen und sehr zurückhaltenden Menschen (selbst im Service in Kaffees), die teils fehlende Infrastruktur und die mangelnde Organisation, der fehlenden Hilfsbereitschaft (und wenn jemand was tut, dann nur gegen Bares), der Verweigerung von grundsätzlichen Leistungen, der Abzocke von Touristen (nicht nur beim Taxi zahlt man den doppelten Preis) und vieles mehr. Die Liste ist lang….

Unfallschaden am Motorrad
Unfallschaden am Motorrad

Höhepunkte waren zum einen die mehrfachen Verkehrskontrollen zwischen der Grenzregion Georgien und Baku, bei denen es nur um die Abzocke durch korrupte Polizeibeamte ging sowie der Unfall vom 06.05.2013, bei dem mich ein Autofahrer, der vom Straßenrand in den fließenden Verkehr einfuhr, einfach übersah und bei ca. Tempo 40 seitlich rammte. Ich suchte darauf im hohen Bogen auf dem Luftweg den Abstieg vom Motorrad, mit anschliessendem Aufschlag auf den Asphalt. Keinen interessiert hier der Schaden an meinem Fahrzeug, erst recht nicht, wie es mir gesundheitlich geht (und es ging mir wirklich nicht gut danach). Es sieht so aus, als würde der Fahrzeugschaden (geschätzte 2.500,– Euro) an meinem Motorrad sowie die entstandenen Kosten für die Behandlung in einem Krankenhaus von mir selbst getragen werden. Ebenso wie die Kosten für den Abbruch des Urlaubes, des Fahrzeugrücktransportes und einiger weiterer anfallender Posten. Aber es geht hier nicht alleine um die Kosten, auch wenn ich diese so detailliert darstelle. Vielmehr ist man in solchen Fällen, ja, verloren und steht alleine da. Von der (teils korrupten) Polizei braucht man hier keine Hilfe erwarten, eher wird man aufgefordert, nach Abschluß des Unfallprotokolls irgendetwas zu bezahlen, was ich aber ablehnte. Bis heute weis ich weder den Namen des Unfallverursachers, noch ob dieser eine Versicherung hat oder nicht. Auf die bei der Einreise abgeschlossene Fahrzeugversicherung deckt nicht meinen Schaden ab, sondern nur den Schaden des Gegners…..

Die darauf folgenden Tage verbrachte ich unter anderem damit, den Rückflug als auch den Fahrzeugrücktransport nach Deutschland zu organisieren. Die KTM hat durch den seitlichen Einschlag in die „Russenkiste“ nicht nur am zusätzlichen Fronttank, sondern auch am Fahrwerk bzw. der Gabel erheblichen Schaden genommen. Eine Weiterreise war, auch unter anbetracht meiner körperlichen Schäden, nicht möglich. Erschwert wurde die ganze Sache, da ich nur ein 5-Tage-Transit-Visum für Aserbaidschan hatte und ich am 09.5., wie auch immer, ausreisen musste. Glücklicherweise ergab es sich am Vorabend, das ich eine Adresse vom KTM Team in Tiflis (Georgien) übermittelt bekam und sich der Eigentümer bereit erklärte, die KTM in Baku zu übernehmen und nach Georgien zu überführen, um dann den Transport nach Deutschland einzuleiten.

Vom zuständigen Polizeibeamten, der auch meinen Unfall aufnahm, erhielt ich dann ein Schreiben, das die Ausreise ohne Fahrzeug (das Motorrad war in meinen Pass eingetragen) ermöglichen sollte, was am Flughafen dann auch wunderbar funktionierte. Die KTM übergab ich wenige Stunden vor Abflug an einen „Bekannten“ des georgischen KTM-Händlers mit dem seltsamen Gefühl im Bauch, das Mopi nie wieder zu sehen….. 😉

Baku bei Nacht
Baku bei Nacht

Genug geflennt, es geht weiter 😉 Ich hatte nunmehr fast 5 Tage Zeit, Baku zu erkunden und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Stadt wirklich mag, klasse finde und für mich auf jeden Fall einen „Städtetrip“ wert ist. Ich hatte am heutigen Abend eine interessante Unterhaltung mit einem Gast im Hostel, einem 28-jährigen Niederländer, der auf der Durchreise von Kirgisistan kommen war und meinte, er fände Tiflis ansprechender. Für mich war Tiflis eine, in weiten Teilen abgerockte, staubige, ungepflegte, teils vergammelte und in keiner Weise auch nur annähernd attraktive Stadt. Für ihn hatte sie aber einen gewissen Flair. Anderstherum konnte er Baku nur wenig abgewinnen, das Moderne neben dem historischen, die Altstadt, der Lifestyle. Baku ist modern, sauber, gepflegt, eine europäische Metropole gebaut mit Petrodollar. Für mich ein Highlight, andere nannten es „Fake“.

Meine Meinung zu Baku steht nicht in Gegensatz zu den eingangs geschriebenen Zeilen, die Menschen sind hier nicht unbedingt (Ausländern und Touristen gegenüber) freundlich. Aber dafür kann die Stadt ja nichts…

Ende vom Lied war, das ich per Flieger die Rückreise nach Deutschland antreten musste. Die Mongolei war das Ziel, daraus ist, im Sinne von rettet-peter.de, leider nichts geworden. Aber ich bin deshalb nicht traurig oder deprimiert, ich sehe das entspannt und nehme mein Ziel bei Gelegenheit aufs Neue ins Visier. Mag kommen, was wolle…

Pete

5 Gedanken zu “Warum ich Aserbaidschan nicht gut finde…..

  1. Hi Peter, ich lese gerade, was dir passiert ist. Sehr schade, das es nun nicht weitergehen kann. Ich würde das Land dann auch nicht mögen (ich war noch nie dort). Wir sind heute nach Albanien reingefahren. Mal schaun, wie weit wir noch nach Osten vordringen…
    Gruss, Bernie

    1. Hallo Leyla!

      Mit Sicherheit bin ich kein Rassist, das alleine kannst Du schon erkennen, wenn Du die Berichte der vergangenen Tage (z.B. über die Türkei) gelesen hättest. Ich bin einfach von einem Teil der Menschen in Aserbaidschan und deren Einstellung sehr enttäuscht. Und die geschilderten Probleme (z.B. Korruption bei der Polizei, was mich am meisten verärgerte), sind überall bekannt und spiegeln nicht nur meine Erfahrungen wieder.
      Die Überschrift zum Eintrag war vielleicht etwas zu hart verfasst, ich habe diese relativiert und denke den Kern der Sache damit besser getroffen zu haben. Sollte ich Dir damit zu nahe getreten sein, möchte ich mich für die überzogene Wortwahl entschuldigen.

      Gruß

      Pete

      1. Wir haben mit dem Auto ähnliche Erfahrungen gemacht. Durch Polizisten gestoppt, Ausweise abgenommen, Strafen auferlegt bekommen, Drohungen falls wir nicht zahlen, direkt zum Geldautomaten gefahren als klar wurde dass wir kein Geld haben etc, keine Quittung bekommen etc. Baku war interessant, alles andere war durch diese Erfahrungen mit der Polizei direkt überschattet. Haben mehrere andere Reisende mit der gleichen Erfahrung getroffen.

        Bemerkenswerterweise haben wir in keinem anderen Land vorher oder nachher zahlen müssen. Selbst in den unangenehmen Fällen in denen wir gedrängt wurden konnten wir uns rauswinden. In Azerbaidjian waren die Polizisten jedoch absolut routiniert und aufeinander abgestimmt, die machen das anscheinend täglich.

        Ich kann deine Gefühle nachvollziehen, geht mir auch so. Krass gegenteilige Erfahrung für uns vor allem im Vergleich mit Georgien und Turkmenistan! Leider wirklich nicht empfehlenswert für Motorreisende!

  2. Leyla Asadova:
    „weil du rassist bist“

    Vollkommener Schwachsinn.
    Stell Dir vor, du bist in D und jeder Polizist der dir über den Weg läuft, versucht dir Kohle aus der Tasche zu pressen. Also erzähl nicht so´n Müll.
    Auch ich war in AZ. Allerdings hatte ich das Glück, dass ich keinen Unfall hatte. Im Gegensatz zu Peters Erfahrung , war der Kontakt zur „normalen Bevölkerung“ toll. Gastfreundschaft wurde GROß geschrieben. Aber die permanent korrupten Bullen sind mir echt auf den Zeiger gegangen. Deshalb denke ich, dass man nicht gleich Rassist ist, wenn man diese …… nicht leiden mag. Hat aber nix mit Rassismus zu tun sondern mit Korruption!

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