Stage 7 – Bursa – Ankara – Samsun – Trabzon

Vor wenigen Tagen postete ich auf Facebook, das mit der Einreise bzw. der Überquerung der Dardanellen das Abenteuer erst richtig losgeht. Für mich war die Türkei was vollkommen Neues und gleichzeitig ein Land, das ich mit dem Eintritt nach Asien und Abenteuer verband. Zwischenzeitlich, in Trabzon angekommen, musste ich meinen Post auf Facebook revidieren, den wie in vielen Belangen überraschte mich die Türkei auch in Bezug auf meine Erwartungen.

Schaffe, schaffe, Häusle baue... Bauboom in TR
Schaffe, schaffe, Häusle baue… Bauboom in TR

Vorab: Die Türkei befindet sich im Aufbruch oder sogar schon im Wandel. Die Städte im Westen bis nach Ankara und darüber hinaus, die wir in den letzten Tagen durchfahren haben, zeigen ein völlig anderes Bild der Türkei, als es in vielen Köpfen der Westeuropäer vorherrschen mag. Überall wird gebaut, neue Wohnhäuser, von kleinen Einfamilienhäuser in der Vorstadt bis hin zu Hochhaussiedlungen, Straßen und Autobahnen, Fabrikanlagen und Industriekomplexe, man kommt durch keine Region, in der nicht die Baumaschinen neue Betonbauten in die Höhe ziehen.

Ebenso finden sich zahllose Gewerbebauten von internationalen Firmen und deren Vertretungen vor Ort wie Audi / VW, Iveco, Burger-King, TÜV-Süd und viele mehr. Man könnte meinen die Türkei sei ein einziges Neubaugebiet. Ich habe in noch keinem Land, das ich bereist habe, eine solchen Bauboom gesehen wie er hier zurzeit stattfindet. Einerseits ist diese Entwicklung natürlich absolut erstaunlich und bemerkenswert, gerade in Bezug auf den eventuellen EU-Beitritt der Türken, andererseits fehlt mir die „Eigenständigkeit“ und die typischen Erwartungen an die Türkei sowie alles drum herum, was ich von einem Türkeibesuch erwartet hätte.

Parken im Hotel
Parken im Hotel

Von Mudanya aus, einer ca. 25 Kilometer nördlich von Bursa gelegenen Hafenstadt am Marmarameer (und Luftkurort), nahmen wir einen weiteren Streckenabschnitt in Richtung Ankara unter die Räder. Auch im Hotel, in welchem wir die letzte Nacht verbracht hatten, wurden wir mit aller Gastfreundschaft empfangen. Da es an Möglichkeiten fehlte bzw. wir die beiden Motorräder nicht an der belebten Zufahrtsstraße abstellen wollten, bot der Besitzer uns an, beide Maschinen einfach im Eingangsbereich des Hotels zu parken. Gesagt, getan…. 😉 So standen die Bikes die Nacht über sicher und von Videokameras bewacht direkt im Zugangsbereich. Vor uns lagen 2 lange Abschnitte mit Ziel Ankara, Samsun und Trabzon. Insgesamt eine Strecke von ca. 1.200 Kilometer, die wir in 3 Tagen bewältigen mussten, um noch halbwegs im Zeitplan zu bleiben.

Nach Ankara war ich überrascht, auf welchen Höhen wir uns auf der Reise in Richtung Samsun befanden. Das GPS zeigte Werte von über 1000 Höhenmeter an, und das über eine Distanz von vielen Dutzenden Kilometern. Es ging durch sagenhaft schöne Landschaften, wobei mich einige Abschnitte an Bilder erinnerten, die ich in Verbindung mit der Mongolei noch im Gedächtnis hatte.

Moderator AktifRadio
Moderator AktifRadio

In Trabzon gab es die nächste Überraschung: Eigentlich wollten wir mal „Couchsurfen“, also einfach mal bei irgendjemand, der bereit ist uns für eine Nacht zu hosten (also eine Unterkunft anzubieten), übernachten. Über die vielen bekannte Seite Couchsurfing.org war dann auch schnell ein Anbieter eine „Couch“ gefunden, der uns auch gleich mitteilte, dass er bei einem Radiosender in Trabzon arbeitete und dort gerne, weil er unsere Reise interessant fand, im Sender ein Interview mit uns zwei Deutschen führen wollte. Wir waren natürlich einverstanden und waren gespannt auf die für Abend geplante „Live-Sendung“ 😉

Wir trafen dann leider auch mit einiger Verspätung beim Radiosender ein und wurden auch recht herzlich empfangen. Es war ein kleiner lokaler Sender, im ersten Stock eines Gewerbehauses direkt im Zentrum untergebracht, die Moderatoren und Mitarbeiter waren alle recht jung. Für eine gute Stunde standen wir dem stimmgewaltigen, türkisch sprechenden Moderator, dessen Fragen von einer jungen Studentin für uns ins englische übersetzt wurden, Rede und Antwort. Themen waren unter anderem Deutschland, unser Eindruck von der Türkei, Land und Leuten, Musik, Bayern-München (begegnet uns immer wieder) und vieles andere. Es war ein heiden Spaß und trotz des ein oder anderen sprachlichen Fauxpas eine tolle Sache.

Transitland Türkei
Transitland Türkei

Eigentlich war es keine gute Entscheidung, die Türkei „nur“ als Transitland zu benutzen, den hier gibt es viel mehr zu sehen und erleben, als wir in den paar Tagen der Durchreise aufnehmen können. Wir haben eigentlich keine Zeit für die Sehenswürdigkeiten, es blieb uns nur der Zwischenstopp am Mittag, der späte Nachmittag oder Abend, um die besuchten Städte ansatzweise zu besichtigen. Ich für mich habe von daher beschlossen, in naher Zukunft noch die ein oder andere Tour durch die Region in Angriff zu nehmen und mir hierfür auch ausreichend Zeit im Terminkalender des kommenden Jahres freizuhalten.

Pete

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