Stage 8 – Rize – Ardahan – Posof (TR) – Georgien

Tour durch die Türkei Teil 4
Tour durch die Türkei Teil 4

Unser letzter Tag in der Türkei war angebrochen. Nach der freundschaftlichen Verabschiedung von den Mitgliedern des „Rize Motosiklet Kubülü“ führte uns die Strasse nicht auf direktem Wege nach Georgien, sondern wir nahmen, dem Ruf der Berge folgend, eine über 150 Kilometer lange, südöstliche Schleife in Kauf, um noch einige Pässe zu erklimmen. Eigentlich wollten Philipp und ich uns nach dreiviertel des Weges trennen, da er in südliche Richtung nach Van fahren und ich die nördliche Strasse mit Ziel georgische Grenze nehmen wollte. Wie immer kam alles anderst.

Nach der Durchquerung von Griechenland und der Türkei und ca. 3.500 Kilometern gemeinsam zurückgelegter Strecke durch 3 Länder sollten sich unsere Wege an dieser Stelle, wie ursprünglich gedacht, doch noch nicht trennen. Mein Plan stand ja so weit schon fest, ich musste mehr oder weniger durch Georgien reisen, um nach Aserbaidschan bzw. zum Fährhafen nach Baku zu kommen. Die südliche Route durch den Iran schien mir zu unsicher. Philipp warf seine Pläne dann aber kurzfristig über den Haufen und beschloss, sich meiner Reise vorerst bis nach Tiflis (Georgien) anzuschließen und so noch weitere 2 – 3 Tage mit mir zu Reisen.

Pässe, Pässe, Pässe
Pässe, Pässe, Pässe

Zusammen legten wir an diesem Tage die Strecke bis knapp hinter die türkisch-georgische Grenze zurück, einer Strecke von etwas mehr als 300 Kilometer inklusive ca. 6.500 überwundener Höhenmeter (!!!). Es waren 2 sehr schöne Pässe dabei, beide noch in einigen Teilen mit Schneefeldern bedeckt und auf Höhen von über 2.400 Meter. Den zweiten Pass erreichten wir erst am späten Nachmittag und so wurde es dann ab einer gewissen Höhe auch recht frisch.

Grenzübergang Türkei - Georgien
Grenzübergang Türkei – Georgien

Die Überquerung der Grenze bzw. Ausreise aus der Türkei als auch die Einreise nach Georgien verliefen fast problemlos, hätten wir nicht einfach einen Kontrollposten auf türkischer Seite ausgelassen. Wir waren recht spät dran, und die Grenze wird hier scheinbar nach 18 Uhr geschlossen, so kam in uns eine gewisse Hektik auf, noch schnell die Formalitäten zu erledigen. Jedoch klingelte bei den freundlichen Kollegen auf georgischer Seite kurz nach unserem Eintreffen am Grenzosten das Telefon und so wurden wir höflich gebeten, die versäumten Kontrollstellen auf türkischer Seite noch abzufahren. Auch hier wurden wir dann zum zweiten Mal freundlich empfangen, erhielten neue Stempel in die Reisepässe und waren nach 20 Minuten inkl. ausführlicher Gespräche mit den Zollbeamten auf georgischer Seite entlassen.

Unser erster Stop nach der Grenze galt einer Tankstelle: Hier stellt Georgien für alle leiderprobten Deutschen Autofahrer das Paradies dar. 2,20 Lari / Liter entspricht ca. 1,– Euro (nach der Türkei mit 2,– Euro der Liter also mehr als ein Schnäppchen 😉 )
Zwar hatten wir beide keinen eine Lari in der Tasche, aber der Tankwart gab sich zu später Stunde auch mit türkischer Lira zufrieden.

Festungsanlage bei Bordjomi
Festungsanlage bei Bordjomi

Wir starteten durch, da die Dunkelheit der Nacht schon Einzug gehalten hatte und wir unbedingt eine Bleibe für die Nacht finden mussten. Laut dem hilfsbereiten georgischen Zollbeamten sollten wir ein günstiges Hotel im ca. 30 Kilometer entfernten Borjomi finden. Der Ort, der unterhalb einer beeindruckenden Festungsanlage und in unmittelbarer Nähe zum gleichnahmigen Nationalpark liegt. Ein Hotel war dann nach kurzer Zeit auch gefunden und so bezogen wir Quartier in einer etwas ungepflegten, mit 80er Jahre Möbeln eingerichteten Unterkunft.

Die Wirtin machte dann auch den Eindruck, dem „Tanz der Vampire“ – Musical entsprungen zu sein und stand, warum auch immer, alle paar Minuten unangekündigt und ohne anzuklopfen im Zimmer. Die Dame war mir ziemlich unheimlich. Nach einem in dieser Form noch nie erlebten Frühstück, Brot, 2 abgepackte Marmeladen und einem Pfund selbstgedängelter Butter am Stück waren wir irgendwie froh, das Nachtquartier verlassen zu können mit Ziel Tiflis.

Eines zwischendurch: Georgien zu bereisen macht aus meiner Sicht keinen Spaß. Der Verkehr ist grauenvoll, irgendwie hat man ständig alte Rußschleudern vor sich, die einem die Abgase in Form von braunschwarzen Rauchwolken um die Ohren blasen. Auch die Strassen sind in großen Teilen eine einzige Katastrophe. Dann fährt jeder, wie er will, überholt wo er kann und keiner nimmt auch nur ansatzweise Rücksicht auf den anderen. Für mich war Georgien rückblickend keine Reise wert, auch nicht als Transitland.

Aussenansicht WhyNot - Hostel in Tiflis
Aussenansicht WhyNot – Hostel in Tiflis

Einziger Lichtblick in Georgien: Tiflis. Wir fanden unser Hostel für die kommende Nacht nur nach langer Suche, hätte ich nicht vorher schon reserviert, wäre ich beim Anblick von Außen mit Sicherheit weiter gefahren. Innen entpuppte es sich allerdings als eine richtig nette Bleibe, nichts aufregendes oder exclusives, aber eine ansprechende Atmosphäre und im Stiel einer Hippie-Kommune 😉 Den Abend verbrachten wir dann in der Altstadt von Tiflis, in deren Gassen munteres Treiben herrscht, eine Bar neben der anderen liegt und zum entspannten Bummeln einlädt.

Pete

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